„Die Hater haben sich auf uns gestürzt, als unser Fernsehen begann, die einfachen Menschen zu erreichen“, „meine Kirche wird verfolgt“, „die Hater und die Staatsanwaltschaft haben meinen guten Namen befleckt!“ – sagte Pastor Paweł Chojecki gestern im Schlussplädoyer seines Prozesses. Das Berufungsgericht in Lublin hat die Urteilsverkündung im Fall von Pastor Chojecki, Chefredakteur von Idź Pod Prąd TV, aufgeschoben. Das Urteil soll am 5. Juni um 13.00 Uhr verkündet werden. Der Pastor steht wegen seiner Äußerungen, die er in Predigten und in den Sendungen des von ihm gegründeten Fernsehens gemacht hat, vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft warf ihm unter anderem vor, die religiösen Gefühle von Katholiken verletzt zu haben, etwa weil er die Fatima-Erscheinung als „Geist“ bezeichnet hatte. In der gestrigen, vierten Tagsatzung des Berufungsgerichts wurden Schlussplädoyers gehalten. Wir präsentieren die gesamte Rede von Pastor Paweł Chojecki.

Abschlussrede von Pastor Paweł Chojecki

Euer Ehren, ich war die meiste Zeit des Prozesses im Gerichtssaal eher still. Allein die Tatsache, dass die Staatsanwaltschaft der Republik Polen, einen Pastor mit makellosem Ruf durch die Gerichte schleift – und das bereits im Alter von über 60 Jahren, damals ging ich auf die 60 zu – ist eine große Beleidigung für mich, meine Kirche und alle Protestanten in Polen. Wir sind mit einer solchen Behandlung religiöser Minderheiten nicht einverstanden.

Ich bin in keine andere Kirche gegangen, ich habe keine Kultgegenstände oder irgendetwas anderes zerstört, ich habe niemanden bei seinen religiösen Aktivitäten gestört. Ich habe in meiner protestantischen Kirche und im protestantischen Fernsehen das gesagt, woran mich das Wort Gottes bindet.

Die Verfassung der Republik Polen garantiert mir Redefreiheit, und die Rolle der Justiz besteht darin, die Opfer zu schützen. Deshalb möchte ich Euer Ehren wissen lassen, dass es in diesem Fall nicht diese Menschen sind, denen Unrecht zugefügt wurde – es ist meine Kirche, der Unrecht zugefügt wurde, es ist meine Kirche, die von ihnen verfolgt wird. Bei jedem unserer Treffen verteilen ihre Vertreter Flugblätter, in denen sie uns als „gefährliche Sekte“ bezeichnen. Sie beschmieren [das Gebäude unserer Kirche mit] Fäkalien, dafür wurde Herr Bieganowski angeklagt. Polizisten, die unserer Kirche angehören, werden an ihrem Arbeitsplatz schikaniert – es wird behauptet, er sei ein gefährlicher Mann, weil er einer Sekte angehöre. Auch in diesem Fall hatte der Nebenkläger Bieganowski ein Verfahren am Hals. Ich hoffe, dass die Staatsanwaltschaft davon weiß. Und doch sitze ich als Verbrecher auf der Anklagebank.

Bitte verstehen Sie meine Gefühle, Euer Ehren. Mein einziges Verbrechen im Leben sind ein paar Strafzettel. Ich habe einen makellosen Ruf, der für die Ausübung meines Berufs, wie auch für die Ihres Berufs, Euer Ehren, notwendig ist. Und diese Leute und die Staatsanwaltschaft haben meinem guten Namen Schaden zugefügt! Wie soll ich schweigen?! Was hier geschieht, ist das Gegenteil der Gerechtigkeit, denn sie waren es, die mich, sogar meinen Enkel, belästigten und ihn den „Sohn von Beelzebub“ nannten. Die hier Sitzenden haben mir mit dem Tod gedroht. Meine Töchter – ihnen wurde öffentlich damit gedroht, sie mit Säure zu überschütten. Meine Wohnanschrift wurde veröffentlicht. Wo ist einer der Geschädigten? Er kam sogar, als wir unsere Adresse geändert hatten, filmte unseren Wohnort und stellte alles ins Internet, was ein Verbrechen und eine Hausfriedensbruch darstellt. So verfolgen sie uns schon seit Jahren. Wir sind es, die religiöse Minderheit, die Protestanten in Polen die verfolgt werden … Die Pastoren erklärten doch, wie viele geworfene Ziegel sie aus ihren Kirchengebäuden entfernen müssen.

Auch in meinen kühnsten Träumen – in dem Wissen, dass der polnische Staat kein gerechter Staat ist, auch nach 1989 – kam mir nie der Gedanke, dass ich wie ein Verbrecher auf der Anklagebank sitzen würde, weil ich Christus treu gedient habe. Zu sagen, ich hätte irgendeinen dieser Menschen beleidigt, ist also eine Beleidigung der Justiz.

Was meine Äußerungen betrifft -Euer Ehren können Sir unser Fernsehen ansehen, in dem katholische Professoren und einfache Katholiken zu Gast sind, wir hatten sogar einen katholischen Bischof zu Gast. Und wir reden mit allen im Geiste des bürgerlichen Respekts, alle sind glücklich usw. Aber bitte beachten Sie, was auch Rechtsanwalt Wróblewski angesprochen hat: Die Hater haben uns angegriffen, als unser Fernsehen begann, die einfachen Menschen zu erreichen – keine Professoren, keine Theologen. Ich habe Ihnen den Brief eines Mörders, der im Gefängnis sitzt, überreicht. Nichts sprach zu ihm. Er las Bücher. Er hörte sich verschiedene Predigten an, es gab auch einen Priester vor Gericht. Aber er schaltete Idź Pod Prąd TV und Pastor Chojecki ein – und es veränderte sein Leben. Euer Ehren, Sie haben es in den Akten. Ich spreche mit solchen Leuten. Und dass ich „Furz“ gesagt habe? Dass ich „Geist“ gesagt habe? Dass ich „Mist“ sagte und damit den Apostel Paulus zitierte? Das ist mein Verbrechen?! Dem wird kein ehrlicher Mensch zustimmen.

Und zum Wichtigsten. Wir reden über Religion. Höchstwahrscheinlich ist es Gott, der Gegenstand der Religion und Verehrung sowohl der Protestanten als auch der Katholiken, Orthodoxen usw. ist. Bitte weisen Sie mich auf einen Satz, ein Wort hin, in dem ich etwas gegen Gott gesagt habe.

Was meine Absichten betrifft, werde ich sie nicht beweisen, denn mein ganzes Leben ist der Beweis dieser Absichten. Jesus sagte: Könnt ihr nicht ein Urteil fällen? Urteilt nach den Früchten. Seht, wie er sein Leben lebte und wie er seine Kinder großzog. Meine drei Kinder, Universitäts- und Aufbaustudium, der Doktor sitzt hier, er ist Wissenschaftler am UMCS. Das ist meine persönliche Errungenschaft. Ich habe auch Enkelkinder. Und sehen Sie, was vor dem Gerichtsgebäude vor sich geht. Sind es Kriminelle, Hater, Menschen, die jemanden angreifen? Dies ist die Frucht meines Dienstes für Jesus, für den ich hier stehe. Vielen Dank.

GALERIE

SIEH DIR DAS SCHLUSSPLÄDOYER VON PASTOR CHOJECKI AN (ENGLISCHE UNTERTITEL):